Teil des Buches: "Die Warnungen des Neuen Testaments".
Die Gegenwartsform im Griechischen. Eine Veranschaulichung anhand Johannes 3:16
Johannes 3:16 ist wahrscheinlich einer der meist genannten Versen, insbesondere dann, wenn es um Rettung geht. Hier folgen die Verse in ihrem Kontext:
Johannes 3:14-18
"Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben habe. Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes."
Dreimal in den eben genannten 5 Versen finden wir die Worte "wer immer an ihn glaubt", gefolgt von einer wunderbaren Verheißung. Wenn wir nur den bekanntesten dieser Verse, Johannes 3:16 nehmen, lernen wir, dass "jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat". Beachte, dass das Wort „glauben" hier in der Gegenwartsform steht, und damit etwas beschreibt, was jetzt Realität ist. Viele jedoch lesen diese Verse, als wenn sie sagen würden: „wer auch immer glaubte" d.h. einmalig in der Vergangenheit. Das ist offensichtlich nicht das, was diese Verse aussagen. Diese Verse, sowie jene im ersten Kapitel dieser Studie, sind in der Gegenwartsform geschrieben. Deshalb sprechen diese Kapitel von etwas, was jetzt geschieht, von einem gegenwärtigen, aktiven Status und nicht von etwas, das einmal in der Vergangenheit geschehen ist. Sie sprechen von einer gegenwärtigen Realität und nicht von einer vergangenen Geschichte.
Es ist in der Tat hilfreich, einige Tatsachen über die Gegenwartsform des Griechischen zu erwähnen. Die Website http://www.ntgreek.net/present.htm hat unendliche Informationen zu diesem Thema, mit vielen Hinweisen und Beispielen. Die grundsätzliche Schlussfolgerung ist die folgende (du kannst das nachprüfen unter der website oder auf ähnlichen schulischen Websites): als Regel beschreibt die Gegenwartsform im Alt-Griechischen eine Dauer. Es kann ebenfalls etwas beschreiben, dass gerade in der Gegenwart geschieht und nicht wieder geschieht, das ist jedoch eine Ausnahme von der Regel und ergibt sich aus dem Kontext. Die Regel ist, dass die Gegenwartsform eines Verbs Dauer beschreibt, d.h. etwas, das "gerade" passiert. Wenn man diese Regel anwendet, dann würde Johannes 3:14-18 so aussehen :
John 3:14-18
"Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der weiterhin an ihn glaubt, ewiges Leben habe. Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der weiterhin an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. Wer weiterhin an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes."
Die Verheißungen von Johannes 3:14-18 sind in keinster Weise Verheißungen an Menschen, die einmalig glaubten, jedoch abfielen ohne wieder zurück zu kommen. Stattdessen ist es an Menschen gerichtet, die jetzt glauben, in der Gegenwart, und die fortfahren zu glauben. Wenn wir verstehen, dass die Gegenwartsform im Griechischen Dauer bedeutet, d.h. dass etwas weiterhin geschieht, kann unser Verständnis vieler Verse revolutionieren. Mein Vorschlag ist, dass, wo auch immer Du die Gegenwartsform ( "glauben", "vergeben", etc.) siehst, Du es, nachdem der Kontext geprüft wurde, mit der Konstruktion „fährt fort zu" + Partizip in der Gegenwartsform ersetzt (zum Beispiel: "fährt fort, zu glauben", "fährt fort, zu vergeben" etc.). Das wird vielleicht Deine Art, viele Verse zu lesen, verändern.